25 Jahre World Superbike: Simon Crafar
Sogar eingefleischte Fans geben zu, dass Neuseeland nicht der Mittelpunkt des Universums ist - schon gar nicht, wenn es um globalen Motorsport geht, der in Europa beheimatet ist.
Raceikone Simon Crafar war einst ein kleiner Junge mit einem Traum - er wollte auf die internationale Motorsportbühne, egal welche. Die Superbike Weltmeisterschaft sollte das zu Hause fern der Heimat werden und ihm auch ein wenig in Fleisch und Blut übergehen. Denn auch 20 Jahre nach seinem Renndebüt 1989, kann man ihn noch immer im Superbike Fahrerlager antreffen.
Man kann durchaus behaupten, dass die SBK für den jungen Crafar eine Reihe von Möglichkeiten und den Weg in eine andere Welt bot: "Der Grundgedanke der Superbike ist meiner Meinung nach eine fantastische Idee", sagt Simon. "Hier werden mit Maschinen Rennen gefahren, die der Normalverbraucher auch im Laden erwerben kann. Die Leute können sich damit identifizieren, denn wenn du eine CBR oder GSX-R hast, dann ist es reizvoller. Ich habe als Kind nie davon geträumt einmal eine GP zu fahren, aus dem einfachen Grund, weil ich sie nicht kannte. Als dann die Superbikes kamen - ich kann mich daran erinnern, dass ich die Highlights im Fernsehn gesehn habe - dachte ich: 'Cool, die haben eine Weltmeisterschaft mit Motorrädern, die du im Laden um die Ecke kaufen kannst'. Das war sehr reizvoll, besonders in einem Land wie Neuseeland. Wir sind so weit weg von Europa und dem Weltmeisterschafts-Geschehen. Die SBK war hingegen erreichbar, schon damals. Für mich war es ein Traum Motorradrennen zu fahren und sie verwendeten Maschinen, die wir mit konzentriertem Einsatz erwerben konnten."
Obwohl Crafar eine beeindruckende Statistik aufweisen kann, ist es dennoch kaum begreiflich, dass er 120 SBK Rennen fuhr - und davon nicht eins gewinnen konnte. Mehr als einmal hatte er den Sieg zum Greifen nahe, doch um zu gewinnen braucht man auch das Glück auf seiner Seite: "Bis hin zu meinem Karriereende, habe ich daran geglaubt, dass man seines eigenen Glückes Schmied ist. Ich bin eigentlich auch heute noch davon überzeugt, aber ein bisschen extra Hilfe braucht man eben auch. Mir sind einige merkwürdige Dinge passiert. Zum Beispiel löste sich ein Reifen auf, oder ich rasselte mit einem anderen Fahrer zusammen und stürzte. Manche Dinge kannst du einfach nicht beeinflussen. Natürlich bin ich traurig, dass ich nie ein SBK Rennen gewinnen konnte, aber ich bin froh, dass ich wenigstens nah dran war. Auf diesem Niveau Rennen zu fahren, war wirklich ein Traum."
Diese Einstellung passt zu Simon, der immer eine positive Einstellung zum Racing hatte, auch nach dem Ende der aktiven Karriere. Egal ob im oder außerhalb des Fahrerlagers, er bleibt ein Optimist: "Ich arbeite am Motovudu Buch und auch dem Film, darin wird alles offenbart, was ich je über die Strecken gelernt habe, es macht mir sehr viel Spaß", sagt Crafar. "Außerdem arbeite ich im European Junior Cup, was mir eine noch größere Freude ist. Die Kleinen sind mit so viel Leidenschaft dabei, ich war auch in dem Alter, als ich angefangen habe. Sie wollen lernen und sich verbessern und sie haben Talent. Mit ihnen zu arbeiten ist der perfekte Job für mich."
Eine der interessantesten Entwicklungen im Leben von Crafar ist vielleicht, wie sich die Perspektive ändert, wenn man das zu Hause verlassen muss, um zu versuchen seine Träume zu verwirklichen. Mit den Worten von Simon: "Ich lebe in Andorra und das schon eine ganze Weile. Ich habe immer gesagt, dass es mein Traum war, nach Europa zu kommen, Motorradrennen zu fahren, heraus zu finden, was ich erreichen kann und wenn es hoch kommt, damit sogar meinen Unterhalt zu verdienen. Ich wollte dann wieder zurückkehren und ein Haus kaufen. Als das Rennfahren aber nach 17 Jahren vorbei war, habe ich gemerkt, dass Europa auch zu meinem zu Hause geworden ist. Meine Kinder kamen hier zur Welt, also haben wir uns entschieden hier zu leben und auch dem Rennsport treu zu bleiben."