Frenetisch, hektisch und faszinierend – und nicht zuletzt schnell - war die Tissot Superpole-Session bei der Tissot Aragon-Runde, die im MotorLand Aragon - der längsten Strecke im Rennkalender - die zehnte Runde der MOTUL FIM Superbike-Weltmeisterschaft 2023 ausrichtet. Die 15-minütige Session verging wie im Flug und man musste die Augen überall haben, um all die Geschichten zu verfolgen, die sich rund um den Titelkampf, Ruhm, Ehre und die üblichen Überraschungen abspielten. Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team WorldSBK) sagte in seiner Medienbesprechung am Freitag: "Schreiben Sie mich nicht ab." Es stellte sich heraus, dass es dafür einen Grund gab, denn er raste zu einer faszinierenden Pole Position und einem neuen Rundenrekord. 

GESCHICHTE DER SUPERPOLE: bekannte Taktik erweist sich als Bank für Rundenrekord, Petrucci stürzt

Von Anfang an arbeiteten die BMWs zusammen, denn sowohl die Fahrer des ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Teams als auch die des Bonovo Action BMW Teams waren gemeinsam auf der Strecke. In der Vierergruppe fuhr Loris Baz (Bonovo Action BMW) vor seinem Teamkollegen Garrett Gerloff die schnellste Zeit, aber auch Jonathan Rea, Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha Prometeon WorldSBK), Alvaro Bautista (Aruba.it Racing - Ducati), Iker Lecuona (Team HRC) und Michael Ruben Rinaldi (Aruba.it Racing - Ducati) lagen vorne mit dabei. Razgatlioglu machte einen Riesenschritt: er war zwei Sekunden schneller als alles, was er bisher gefahren hatte. Der schnellste Fahrer des FP3, Danilo Petrucci (Barni Spark Racing Team), stürzte in Kurve 8, ohne Rundenzeit, und rutschte damit ans Ende des Feldes. 

Der zweite Stint war bereits in vollem Gange, als noch etwas mehr als fünf Minuten zu fahren waren. Anders als im FP3 waren das KRT-Duo Rea und Ersatzfahrer Florian Marino nicht gemeinsam auf der Strecke, sondern Rea hatte Lecuona im Nacken. Der Honda-Pilot ist auf dieser Strecke, auf der das Motorrad gut funktioniert, in Topform. Doch der Kawasaki-Pilot mit der Startnummer 65 ließ sich nicht beirren und fuhr eine atemberaubende Runde mit einer magischen 1:47.973, einem neuen Rundenrekord für die WorldSBK in Aragon, wobei er zwischen Turn 12 und Turn 15 einen gewaltigen Sprung machte. Bautista überquerte die Ziellinie als vorläufiger P2, während sich dahinter Andrea Locatelli (Pata Yamaha Prometeon WorldSBK) und Axel Bassani (Motocorsa Racing) in den Top sieben einreihten. Razgatlioglu konnte sich in seiner vorletzten fliegende Runde nicht mehr verbessern.

ERSTE REIHE: Rea rast zur ersten Pole seit Juli

Zurück auf der Pole-Position wie in den glorreichen alten Tagen in Aragon. Rea sicherte sich mit einer sensationellen Rundenzeit die Pole-Position; erstmals Reihe Eins seit Donington Park im Juli, wo er ebenfalls auf der Pole-Position stand. Nach drei Sektoren seiner Pole-Runde hatte er sieben Zehntel Vorsprung. Das zeigt, dass die schnellen und flüssigen Kurven in Kombination mit Reas Fahrstil und dem mechanischen Grip der Kawasaki ZX-10RR ein starkes Paket sind. Alvaro Bautista startet vom zweiten Platz in der ersten Reihe, die von Razgatlioglu komplettiert wird. Er hat sein Wochenende bis hierhin gerettet und ist in der Lage, seinen Titelrivalen Bautista in der Anfangsphase anzugreifen. Es ist ein Feuerwerk zu erwarten, wenn sich das Titanen-Trio ab Kurve 1 und über die gesamte erste Runde hinweg, gegenseitig herausfordert. Es ist das erste Mal seit Assen, dass alle drei in der ersten Reihe stehen, und das erste Mal überhaupt in dieser Reihenfolge. 

ZWEITE REIHE: Ein starkes Fahrerfeld, das seine Vorderleute unterstützen will

Topraks Teamkollege Andrea Locatelli steht mit einer Yamaha in der zweiten Reihe und wird versuchen, in das Geschehen vor ihm einzugreifen. Das gilt auch für den zweiten Ducati-Werksfahrer Michael Ruben Rinaldi, der einen soliden fünften Platz belegte. Als Sechster sah Iker Lecuona gut aus und holte seine zweite Top-6-Platzierung des Jahres nach einem fünften Platz in Barcelona im Mai. Lecuona und Honda zeigen in Aragon eine gute Leistung; sie könnten im Rennen selbst eine Kombination mit Podiumschance sein, vor allem mit ihrer Fähigkeit, Reifen zu schonen. 

DRITTE REIHE: Schwergewichte kommen von hinten

Axel Bassani machte einen guten Job mit einer späten Runde und erreichte mit Platz sieben die beste Platzierung des gesamten Wochenendes. Philipp Oettl (Team GoEleven) verbesserte sich in der letzten Runde auf P8 und erreichte damit seine zweite Top-Ten-Platzierung in diesem Jahr, seine erste seit Phillip Island, wo er Fünfter wurde. Remy Gardner (GYTR GRT Yamaha WorldSBK Team) wurde Neunter, während Garrett Gerloff (Bonovo Action BMW) erneut bester BMW-Pilot wurde, allerdings nur als Zehnter, so dass der Amerikaner und der deutsche Hersteller noch einiges zu tun haben. 

DER BESTE DER ANDEREN: Baz kratzt an den Top Ten, Vierge kämpft weiter mit der Superpole

Loris Baz war der zweitbeste BMW-Pilot und landete auf einer Strecke, auf der er im letzten Jahr eine Top-Ten-Platzierung erreichen konnte auf P11. Xavi Vierge (Team HRC) hatte in der Superpole erneut zu kämpfen und schrammte mit nur einer Zehntelsekunde an der vierten Reihe vorbei. In Reihe fünf steht der frühere Aragon-Rennsieger Scott Redding (ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team), wobei der Brite verletzt ist, aber auf die Zähne beißt. Teamkollege Michael van der Mark liegt neben ihm auf Platz 14, vor einem im Vergleich beeindruckenden Lorenzo Baldassarri (GMT94 Yamaha), der seine beste WorldSBK-Superpole-Leistung seit Phillip Island zu Beginn des Jahres wiederholen konnte. Dominique Aegerter (GYTR GRT Yamaha WorldSBK Team) wurde 16. vor Brad Ray (Yamaha Motoxracing WorldSBK Team) und Florian Marino, während Tito Rabat (Kawasaki Puccetti Racing) und Hafizh Syahrin (PETRONAS MIE Racing Honda Team) die Top 20 komplettierten. 

Isaac Vinales (TPR Team Pedercini Racing) wurde 21. vor Eric Granado (PETRONAS MIE Racing Honda Team), Gabriele Ruiu (Bmax Racing) und Oliver König (Orelac Racing MOVISIO). Für Petrucci hätte es die Superpole werden können, an die er sich gerne erinnert, nachdem er das ganze Wochenende extrem konkurrenzfähig war. Er startet von P25, dem letzten Platz in der Startaufstellung für Rennen 1 und das Superpole-Rennen, so dass man von der #9 einen wilden Aufholritt durch das Feld erwarten kann.

Die Top Sechs nach der WorldSBK Superpole in Aragon, alle Ergebnisse hier:

1. Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team WorldSBK) 1'47.973s

2. Alvaro Bautista (Aruba.it Racing - Ducati) +0,351s

3. Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha Prometeon WorldSBK) +0,550s

4. Andrea Locatelli (Pata Yamaha Prometeon WorldSBK) +0,737s

5. Michael Ruben Rinaldi (Aruba.it Racing - Ducati) +0,831s

6. Iker Lecuona (Team HRC) +0,903s 

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