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Sandro Cortese: „Jetzt müssen wir zusammenhalten und Solidarität zeigen!"

Monday, 23 March 2020 13:40 GMT

WorldSBK.com hat sich mit dem zweifachen Weltmeister über die aktuelle Coronavirus-Situation unterhalten und wie er damit umgeht.

Sandro, in Bayern herrscht Ausgangssperre wegen des Coronaviruses, hast Du besondere Vorkehrungen getroffen?

Besondere Vorkehrungen konnten wir nicht treffen, da es uns ja alle recht schnell getroffen hat. Ich versuche das Ganze so ernst wie möglich zu sehen, versuche, soziale Kontakte zu meiden und bin eigentlich ausschließlich daheim. Ich trainiere von Zuhause, gehe nur zum Einkaufen wenn ich unbedingt muss, um mich auch dort davon fernzuhalten. Meine Freundin arbeitet in der Pflege und bildet dort Krankenschwestern aus, daher ist sie direkt an der Front und ich bekomme einiges mit. Jetzt wird dringend Pflegepersonal gebraucht, da wir zwar die Intensivbetten haben, aber das dazugehörige Personal muss zuerst ausgebildet werden. Das dauert halt auch seine Zeit.

Wie gehst Du mit der Situation und dem für Dich nötigen Training um?

Für den Sport ist das schlimme halt, dass Du kein direktes Ziel hast und nicht weißt wann Du das nächste Mal fährst. Beim Supermoto, Motocross oder Pitbike, alles was man bei dem schönen Wetter draußen machen würde, bist Du halt eingeschränkt. Aber das ist halb so wild, denn die Kondition ist ja sowieso im Vordergrund. Es fehlt Dir halt der Druck, da kannst Du Dein Training gar nicht so auf Zug halten. Zum Glück kann ich mein Training Zuhause machen, Training mit dem Rad auf der Rolle über die Onlineplattform Zwift, TRX Training oder Rudern. Bei dem schönen Wetter möchte man natürlich auch raus. Solange es bei uns nicht verboten ist mache ich das bei dem Wetter auch, aber ausschließlich alleine. Man weiß über den Virus so wenig und muss daher die Lage auch wirklich ernst nehmen. Das Wichtigste ist, dass es alle Menschen ernst nehmen und es nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Gibt es auch etwas, das Dir in der kurzen Zeit der Corona-Krise besonders aufgefallen ist?

Ja, dass offensichtlich die Natur von der Krise am meisten profitiert. Ich habe Bilder aus Venedig gesehen wo Delphine in den Kanälen schwimmen und das Wasser in den Kanälen glasklar ist. In Rom schwimmen die Enten in den Brunnen, es ist unglaublich. Die Natur holt sich gerade ein wenig zurück.

Bisher gab es erst einen Event auf Phillip Island, wie ist der für Dich verlaufen?

Phillip Island war schon sehr hektisch. Ich bin dort hingeflogen und habe vom Team niemanden gekannt. Auch die Mechaniker vom Team haben sich teilweise an der Rennstrecke kennengelernt . Daher hatte ich auch die Einstellung, dass man nicht zuviel erwarten darf. Wir haben hart gearbeitet, aber es realistisch gesehen, dass man das Rennen als Training eines Longruns sehen muss. Selbst bei den Tests davor die zwei Tage, bin ich wegen den widrigen Bedingungen vor dem ersten Rennen nur vier Stunden mit dem Motorrad gefahren. Daher denke ich, haben wir bis zum Rennen 3 mit Platz 9 eine solide Arbeit geleistet. Darum werde ich, sobald es wieder weitergeht, möglichst genau dort anknüpfen wo wir aufgehört haben. Die Jungs haben jetzt auch Zeit zuhause am Computer oder auch in der Werkstatt alles weiter vorzubereiten. Denn es war wirklich extrem knapp und wir haben nichts gehabt. Es war ein Wunder, dass wir das Wochenende so durchgestanden haben. Da muss ich meinem Team ein großes Lob aussprechen. Es hat zwar am Material ein wenig gefehlt, aber Du kannst nicht erwarten, dass Dir Showa innerhalb von zwei Wochen das neueste Fahrwerk zur Verfügung stellt, da kommt das neueste Material für das zweite Rennen. Ebenso ist der neue Rahmen für das zweite Rennen angekündigt. Das Team wollte vorletzte Woche auch den neuen Auflieger in Deutschland abholen, aber sie mussten an der Grenze wieder umdrehen und konnten ihn nicht abholen.

Was hast Du für den Rest der Saison für Erwartungen?

Für den Rest der Saison eine Ansage zu  machen ist schwierig. Ich fühle mich auf der Kawasaki wohl. Von der Yamaha zur Kawasaki war der Unstieg sehr ähnlich, die Motorentfaltung ist da sehr ähnlich. Die größte Umstellung war halt auf die Ducati. Ich habe mich auf allen drei Motorrädern wohlgefühlt, allerdings ist Kawasaki für dieses Jahr mein Motorrad und ich habe gleich gemerkt, dass da ein riesiges Potential steckt. Ich muss da zwar noch viel arbeiten, aber ich habe gleich gemerkt, dass mir das Motorrad liegt.

Jetzt schauen wir mal wann wir wieder fahren und dann sind die Top Ten das Ziel. Ich denke das ist mit dem was wir zur Verfügung haben möglich. Eine Vorgabe für die Platzierung habe ich keine. Mein Vertrag geht bis Dezember, bzw. bis zum letzten Rennen und dann schauen wir was die Zukunft bringt. Man weiß ja im Moment nicht ob es vielleicht etwas länger gehen wird.

Hast Du noch eine Botschaft an Deine Fans?

Meine Botschaft an die Fans ist: "Seid einsichtig! Die jungen Leute betrifft es nicht so sehr wie die älteren, daher müssen wir in der jetzigen Lage nicht auf uns schauen, sondern mehr auf die Menschen, welche die Risikopatienten sind. Zurzeit müssen wir zusammenhalten, Solidarität zeigen und schauen, dass wir durch diese schwierige Zeit kommen.