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Michael van der Mark spricht im Exklusiv-Interview über...

Wednesday, 1 July 2015 10:23 GMT

Freude, Frust, Sylvain Guintoli, Laguna Seca, Suzuka und die MotoGP.

Michael van der Mark feierte 2014 den Weltmeister-Titel in der Supersport WM, dominierte dabei die Saison. Dieses Jahr hat sich der Niederländer bei seinem Debüt in der eni FIM Superbike Weltmeisterschaft schon einen Namen gemacht. Er fährt für das Pata Honda World Superbike Team und sammelte schon bei seinem zweiten Rennen auf Phillip Island Führungskilometer. Beim Heimrennen in Assen stand er zwei Mal auf dem Podest.

Aus den 16 Rennen, die er bislang gefahren ist, holte er zehn Mal Punkte, immer in den Top Ten. Vier Mal schaffte er es unter die ersten fünf, darunter die beiden Podeste von Assen. Kurz bevor van der Mark am Dienstag in seiner Heimat zu einer Jet-Ski-Session mit Kumpels ausrückte, hatte der Niederländer noch zehn Minuten für ein Telefon-Interview mit WorldSBK.com übrig.

Michael, du hast dieses Jahr Fans und Medien einmal mehr beeindruckt. Wie ist es aus deiner Sicht gelaufen?
Es gab Höhen und Tiefen. Jedes Wochenende ist anders. Ich habe viele Punkte gesammelt, aber wir haben nicht genügend Rennen zu Ende gefahren, um ehrlich zu sein. Wir sind ohne Erwartungen in die Saison gestartet, waren aber beim ersten Lauf in Australien richtig schnell – ich habe in meinem erst zweiten Superbike WM Lauf schon ein Rennen angeführt! Damit wurden die Erwartungen größer, aber dann haben wir in Thailand gemerkt, dass uns Leistung fehlt. Ich bin zufrieden, aber gleichzeitig auch nicht so richtig.

Wie kann das Team diese technischen Probleme lösen?
Wir müssen daran arbeiten. Jedes Mal ist etwas anderes. Das ist richtig, richtig frustrierend, denn das passiert immer, wenn ich eine Gruppe einhole! Wir verstehen das nicht wirklich richtig, denn es ist jedes Mal etwas anderes. Das ist ärgerlich, aber ich bin sicher, dass das Team das beheben wird können.

In Assen war klar zu sehen, wie die niederländische Motorsportgemeinde dich aufgenommen hat. Wie hast du dich dabei gefühlt?
Ich habe dort letzte Saison meinen ersten Supersport WM Lauf gewonnen und die Fans wurden da schon verrückt! Dass ich dann dieses Jahr zwei Superbike WM Podeste einfahren konnte, war einfach geil. Es waren viel mehr Zuschauer da als letztes Jahr. Das war besonders. Wir wussten, dass das Motorrad in Assen immer gut funktioniert hatte, aber an dem Wochenende hat echt alles gepasst.

Dein Teamkollege ist der amtierende Weltmeister Sylvain Guintoli. Die liegst derzeit 30 Punkte zurück, warst aber im Qualifying 5:3 vor ihm, 11:3 bei den schnellsten Rennrunden. In Rennen, die ihr beide zu Ende gefahren seid, war er aber 10:5 vorn. Woran liegt das? Mangelnde Erfahrung?
Nein, nicht an der Erfahrung. Hauptsächlich an technischen Problemen. Ich bin nur zwei Mal gestürzt, genau wie er. Sylvain und ich haben komplett unterschiedliche Fahrstile, aber wir können die gleichen Rundenzeiten fahren. Wir zwei holen alles aus dem Motorrad heraus.

Es gibt Gerüchte, wonach Guintoli 2016 nicht im Pata Honda World Superbike Team bleiben wird...
Wenn er nicht glücklich ist, muss er gehen. Wenn er eine bessere Chance findet, muss er die nehmen. Ich würde genau das gleich machen. Mein Gefühl sagt mir, dass wenn Sylvain eine gute Chance irgendwo bekommt, dann muss er die nehmen. Das ist mein Gefühl. Ich habe Spaß mit ihm als Teamkollegen, aber am Ende fahren wir für uns selbst. Sylvain und ich haben einen gänzlich anderen Fahrstil, aber wir adaptieren die besten Dinge des jeweils anderen. Es ist gut, dass jemand mit einem anderen Fahrstil neben dir fährt.

Als nächstes kommt Laguna Seca. Das wird das erste Mal für dich dort...
Ich war noch nie in den USA! Das wird mein erstes Mal und ich freue mich schon richtig darauf! In all den Jahren habe ich die Rennen dort immer geschaut. Vor zwei Jahren war Johnny (Rea) verletzt und ich wollte fahren, aber das Team hat mich nicht gelassen. Das war schon eine verrückte Idee von mir! Ronald (Ten Kate, Teambesitzer) sagte damals: „Deine Zeit wird kommen“ ... und er hatte recht!

Von Laguna Seca geht es für dich weiter zu den 8 Stunden von Suzuka in Japan, die du in den letzten zwei Jahren gewonnen hast. Wird Jetlag eine Rolle spielen?
Normalerweise habe ich mit Jetlag keine Probleme. Sobald ich im Flugzeug bin, werde ich versuchen in einen Rhythmus zu kommen. Wann immer ich aus den Niederlanden nach Japan geflogen bin, konnte ich im Flieger etwas schlafen, dieses Mal wird das schwierig. Aber ich werde es versuchen. Es ist ein ziemlich großes Ziel drei mal in Folge zu gewinnen, nicht nur für mich, sondern für das ganze Team. Suzuka ist ein echt besonderes Rennen. Ich mag die Strecke und dieses Motorrad. Sobald man dieses Rennen gefahren ist, merkt man, wie besonders es ist. Darauf habe ich mich schon das ganze Jahr gefreut. Die Fahrer sind richtig, richtig stark, aber am Ende ist es ein Langstrecken-Rennen und es geht über acht Stunden. In den letzten zwei Jahren haben wir ja gesehen, dass immer alles passieren kann in diesen acht Stunden. Die Jungs mögen schnell sein, aber du musst das Rennen zu Ende fahren.

Letzte Woche hieß es, dass du in Assen dein MotoGP™ Debüt geben könntest und im AB Motoracing Team den verletzten Karel Abraham ersetzen würdest. Das passierte dann aber nicht. Warum?
Ich glaube da gab es ein großes Missverständnis. Das war die Entscheidung des Teams. Da geht es um das Budget. Die HRC (Honda Racing Corporation), Honda Europe und mein Team waren sich mit mir einig, dass ich das Wochenende fahren würde, aber das Team hat dann entschieden, dass man keine Risiken eines Sturzes eingehen wolle, darum konnte ich nichts mehr machen.

Wenn es die Umstände verlangen, könnte das noch diese Saison passieren?
Ich stehe zur Verfügung! [lacht]

Du hast gesagt dein Plan ist im ersten Jahr in der Superbike WM zu lernen und im zweiten den Titel zu gewinnen. Du träumst von der MotoGP™. Wenn du 2016 WorldSBK Champion bist, sehen wir dich dann 2017 in der MotoGP™?
Ich bin ein junger Fahrer. Ich glaube jeder junge Fahrer träumt davon, MotoGP zu fahren. Wir werden sehen, was passiert. Wenn es eine gute Möglichkeit gibt, dann gehe ich. Wenn nicht, bleibe ich in der Superbike WM, denn ich habe hier richtig Spaß.